zusammenfassungen/Writerside/topics/04/Projektmanagement/06_Planung_Netzplantechnik-Aufwand.md
David Schirrmeister fc4cb4fd1f update
2025-06-11 15:23:11 +02:00

6.8 KiB
Raw Blame History

Ablaufplanung und Aufwandsschätzung

Ablaufplanung mit Netzplantechnik

Übersicht / Kontext

  • Ziel: Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erstellung eines Netzplans (Projektmanagement)

  • Fokus:

    • Vorwärtsplanung (früheste Anfangs- und Endzeiten)
    • Rückwärtsplanung (späteste Anfangs- und Endzeiten)
  • Verwendung: Netzplantechnik (PERT/CPM) zur Termin und Abhängigkeitsplanung

1. Projektdaten definieren

  • Jeder Aufgabe werden vergeben:

    • Dauer (in Tagen/Stunden)
    • Vorgänger-Aufgaben
  • Ziel: visuelle Struktur aller Aufgaben und deren Abhängigkeiten

2. Netzplan zeichnen

  1. Knoten (meist Rechtecke) repräsentieren Aufgaben
  2. Pfeile zeigen Abhängigkeiten (z.B. Task A → Task B)
  3. Netzplan erhält dadurch einen Ablaufgraphen

image_885.png

3. Vorwärtsrechnung

  • Beginnt am Projektstart (Tag0)

  • Für jede Aufgabe:

    • FAZ (früheste Anfangszeit) = maximaler EFA aller Vorgänger
    • FEZ (früheste Endzeit) = FAZ + Dauer
  • Durchlaufen des Graphen von Start bis ende → bestmögliche früheste Termine

image_886.png

4. Rückwärtsrechnung

  • Beginnt am Projektende (max FEZ aller End-Knoten)

  • Für jede Aufgabe:

    • SEZ (späteste Endzeit) = minimaler SAZ aller Nachfolger
    • SAZ (späteste Anfangszeit) = SEZ - Dauer
  • Rücklaufen durch Graph von Ende bis Start → späteste, noch termintreue Zeiten

image_887.png

5. Pufferzeiten berechnen

  • Gesamtpuffer =SAZ - FAZ = SEZ - FEZ

    • Puffer = Zeitspielraum, um Verspätung ohne Projektauswirkung abzufangen
  • Freier Puffer =FAZ des Nachfolgers - FEZ der aktuellen Aufgabe

  • Aufgaben mit Puffer = 0 bilden den kritischen Pfad

6. Kritischer Pfad

  • Definition: Kombination aus Aufgaben mit Null-Gesamtpuffer
  • Kennzeichnend: Jede Verzögerung dort verzögert den gesamten Projektabschluss
  • Identifizierung durch markierte Knoten/Pfade → Fokus für Projekt-Monitoring

Bedeutung für Projektmanagement

  • Netzplan verschafft:
    • Transparenz über Abhängigkeiten und Zeitreserven
    • Erkennen von Engpässen (kritischer Pfad)
    • Basis für Terminsteuerung und Ressourcenplanung
  • Ideal für komplexe Projekte mit vielen Abhängigkeiten

Tipps & Hinweise

  • Sorgfältig initiale Daten eingeben (Dauer, Vorgänger)
  • Bei Änderungen: Netzplan neu berechnen
  • Bei großen Projekten: Einsatz von Software (z.B. MS Project, Open-Source-Tools) empfohlen
  • Wichtig: Die Methode gilt auch für andere Einheiten (z.B. Stunden, Wochen)

Fazit

  • Netzplantechnik = strukturierte Methode für Terminplanung
  • Herangehensweise: Vorwärts- + Rückwärtsrechnung
  • Pufferzeiten zeigen Flexibilität
  • Kritischer Pfad definiert Projektzieltermin
  • Hilft bei Terminkontrolle, Ressourcenzuteilung und Frühwarnung für Probleme

Aufwandsschätzung

  • werden für viele Zwecke benötigt:

    • Projektplanung
      • Termine, Personalbedarf, Kosten
    • Angebotsabgabe
      • Richtpreise, Festpreise, Selbstkostenerstattung
    • Projektsteuerung
    • Zwischen- /Nachkalkulation
    • Lieferanten-Preisüberwachung
  • große Bedeutung für Projekterfolg

  • Optimale Projektdauer

    • Projektdauer [Monate] = 3*\sqrt[3]{Aufwand [PM]}

Best Practices

  • immer wieder gemäß dem Projektfortschritt anpassen
  • offensives Kommunizieren von Unsicherheiten
  • Experten hinzuziehen
  • Historische Daten nutzen

Motivation für Schätzung

  • Falsche Schätzung hat negative Auswirkungen:
    • Über- / Unterforderung
    • Unzufriedenheit
    • Projektverzögerung
  • Trotzdem besser als keine Schätzung
    • bietet dennoch Orientierung
  • Mit dem Fortschritt des Projekts wird die Schätzung immer genauer
    • image_888.png

Unterscheidung von Aufwand und Dauer

  • Aufwand: Zeit, die tatsächlich für eine Aufgabe benötigt wird
    • wird gemessen in Personentagen, -stunden, -monaten
    • z.B. 10 Stunden Arbeit
  • Dauer: Zeitraum, in dem die Aufgabe erledigt wird
    • wird gemessen in Kalendertagen, -stunden, -wochen
      • z.B. 2 Tage (inkl. Pausen, Wartezeiten)
    • Dauer = Arbeitsmenge / Ressourcenkapazität
  • Balance zwischen Aufwand und Dauer
    • image_890.png
    • Kürzere Dauer
      • höherer Ressourcenaufwand
      • Mehr Hektik, Fehler
    • Längere Dauer
      • längere Laufzeit Infrastrukturkosten
      • Motivationsverlust aufgrund langsamer Fortschritte

Schätz- Objekte, Methoden, Prozess

Schätzobjekte

  • Entwicklungsprozess
    • Aufwand für einzelne Aktivitäten / Phasen
  • Output-Objekte
    • Aufwand für einzelne Aufwandseinheiten
      • Lieferobjekte, Subsysteme, Module, etc.
  • Komplexität
    • Komplexitätsgrad eines Systems
      • z.B. Anzahl der Schnittstellen, Datenbankkomplexität, etc.
  1. Schätzobjekte, Attribute festlegen
    • bspw.
      • Phasen im Entwicklungsprozess
      • Input- und Output-Objekte
      • Komplexität
      • Anzahl Anforderungen
      • Anzahl Schnittstellen
  2. Umrechnung von Aufwand in Dauer
    • Berücksichtigung von
      • Pausen
      • Qualifikation
      • Vor-/Nacharbeit
      • Dokumentation
      • ...
    • Bruttoaufwand = Nettoaufwand * Einsatzfaktor * Fähigkeitsfaktor
      • Einsatzfaktor: Berücksichtigung von Pausen, Vor-/Nacharbeit, etc.
      • Fähigkeitsfaktor: Berücksichtigung von Qualifikation, Erfahrung, etc.
    • Bsp:
      • image_889.png

Schätzmethoden

  • Analogiemethoden
    • beruhen auf Vergleichbarkeit mit ähnlichen Projekten
      • ähnliche Aufgabe, Größe, Randbedingungen
    • je genauer und aktueller die Vergleichsdaten, desto besser
    • Bewertung:
      • Vorteile Nachteile
        bereits früh möglich schwierige Beurteilung der Repräsentativität
        Aufwand von Ist-Werten abgeleitet hohe Subjektivität der Zu-/Abschläge
        Schätzungen sowohl auf Gesamt, als auch auf Subsystemebene
  • Prozentsatzmethode, Extrapolationsverfahren
    • Auf Basis von Erfahrungswerten
      • mithilfe von Extrapolation in die Zukunft projizieren
    • benötigt historische Daten
      • Aufteilung von Aufwand prozentual auf einzelne Phasen
      • Eindeutig definierte Phasen
      • Stabilität der Umweltbedingungen
  • Expertenschätzung

Schätzprozess und Ergebnis

  • Top-Down
    • Zunächst Grobschätzung für Gesamtprojekt
    • Dann Verfeinerung
  • Bottom-Up
    • Zunächst Detaillierung der einzelnen Aufgaben
    • Dann Summenbildung
  • Einzelwert vs. Bereichsschätzungen