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David Schirrmeister b7a813dced update
2024-05-17 14:54:45 +02:00

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Betriebliche Funktionsbereiche

Lernziele

  1. Begriffe Unternehmensführung und Management erläutern können
  2. Aufgaben Management und jeweilige Ebene nennen, allgemeinen Managementzyklus beschreiben
  3. Aufgabenanalyse und -synthese beschreiben
  4. Unterschied Aufbau- und Ablauforganisation beschreiben
  5. Varianten der Aufbauorganisation nennen, skizzieren
  6. zentrale Aufgaben & Fragestellungen der Produktionswirtschaft
  7. Wesentliche Begriffe der Produktionswirtschaft nennen und beschreiben können
  8. Ziele und Aufgaben der Materialwirtschaft beschreiben
  9. ABC-Analyse sowie Bestellmengenberechnung durchführen
  10. Ziele und Aufgaben des Marketings beschreiben
  11. Wichtige Instrumente der Absatzwirtschaft beschreiben
  12. Elemente der Produktpolitik und Produktlebenszyklus beschreiben

Unternehmensführung im Überblick

  • Umfasst alle zur Steuerung eines Unternehmens notwendigen Aufgaben, die nicht unmittelbar ausführend sind
  • Hauptfunktionen
    • Planen & Kontrollieren
    • Koordinieren
    • Führen
  • image_183.png

Managementinstitutionen

  • Unternehmensleitung
    • Geschäftsführung oder Vorstand, oft nach funktionalen Zuständigkeiten aufgeteilt
      • CEO (Chief Executive Officer)
      • CFO (Chief Financial Officer)
      • COO (Chief Operating Officer)
      • CHRO (Chief Human Resources Officer)
      • CTO (Chief Technology Officer)
      • CIO (Chief Information Officer)
      • Verkaufsleiter
    • Mittlere Führungsebene (Middle-Management)
      • z.B. Bereichs- und Werksleiter
      • Abteilungsleiter (Steuerung der untersten Führungsebene)
    • Untere Führungsebene (Lower-Management)
      • z.B. Teamleiter, Gruppenleiter
      • Meist vorrangig mit der direkten Steuerung der ausführenden Tätigkeiten betraut

Managementprozesse

Phasen des Managementprozesses

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Planungshorizonte des Managementprozesses

Merkmal strategische Planung taktische Planung operative Planung
Fristigkeit 5 Jahre und mehr 2-5 Jahre max. 1 Jahr
Unsicherheitsgrad extrem hoch gering
Datenprognose vorw. qualitativ
grob strukturiert
quantiativ
grob strukturiert
quantitativ
fein strukturiert
Kapazitätsveränderung ja: Rahmenplanung ja: Detailplanung Nein: Kapazität = Datum
Zuständigkeit Unternehmensleitung mittlere Führungsebene untere Führungsebene

Zielsetzungen je nach Planungshorizon

Parameter Taktische Planung Operative Planung
Planungsziel Optimierung langfristig wirksamer Kapazitäten Feinplanung auf der Basis der gegebenen Kapazitäten
Planungszeitraum mehrere Jahre (Dauer der Kapazitätsbindung) maximal ein Jahr
Planungsgegenstände Struktur des Produktions- und Absatzprogramms
Stammpersonalkapazität
Betriebsmittelkapazität
langfristige Lieferverträge etc.
Bestellmengen
Einzelaufträge
Maschinenbelegung
Eigentransport oder Fremdtransport etc.
Erfolgsmaßstäbe Einzahlungen und Auszahlungen (aufgezinst oder abgezinst) Ein- und Auszahlungen, Erlöse, Kosten, Deckungsbeiträge

Managementaufgaben

Konzeptionelle Aufgaben

Leitbild und Marke

  • Erstellung einer Unternehmensphilosophie und/oder eines Unternehmensleitbildes
  • Herausarbeitung einer "Marke"

Ziele

  • Festlegung und Kaskadierung der Unternehmens- und Abteilungsziele
    • Formalziele
      • Gewinn
      • Rentabilität
      • Produktivität
      • Wirtschaftlichkeit
      • Unternehmenswert
    • Sachziele
      • Leistungsziele(bspw. Verkaufsquoten)
      • Finanzziele (bspw. Liquidität)
      • Mitarbeiterbezogene Ziele (bspw. Zufriedenheit)
      • Gesellschaftsbezogene Ziele (bspw. Sponsoring, "Carbon Footprint")

Organisation

  • Ziel: Erhöhung der Effizienz durch Ordnung und Standardisierung

Aufbauorganisation vs Ablauforganisation

Aufbauorganisation Ablauforganisation
Struktur und Stabilität Gute Abläufe und Dynamik
Beschreibt hierarchischen Aufbau Zerlegt Prozessketten in Teilschritte
Zerlegt Unternehmen in "Stellen" mit ODER ohne Leitungsfunktion Ordnet Teilschritte "Stellen" zu, die aus unterschiedlichen Teilen der AufbauOrg. stammen
Plant und optimiert die zeitliche Abfolge der Schritte

Bestandteile und Grundbegriffe der Aufbauorganisation

Stelle (Inkl. Stellenbeschreibung)

  • Zugeordnete Aufgaben
  • Benötigte Kompetenzen
  • Einordnungsort in der Hierarchie
  • Mehrere Mitarbeiter können einer Stelle zugeordnet werden

Instanz

  • Stelle mit Leitungsbefugnis
    • Gegensatz ausführende Stellen
  • Besteht aus mehreren Stellen und einer Instanz
  • Kann geschachtelt werden
    • Abteilung / Gruppe / Mitglieder

Leitungsspanne und Leitungstiefe

  • Leitungsspanne
    • Anzahl Stellen pro Instanz
  • Leitungstiefe
    • Anzahl der Hierarchieebenen

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Ein- vs. Mehrlinienorganisation

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Funktionale und Spartenorganisation im Vergleich

  • image_187.png
  • Meistens in der Praxis Mischformen, da keine "perfekte" existiert
    • Matrixorganisation: image_188.png

Bestandteile und Grundbegriffe der Ablauforganisation

  • Nimmt Aufbauorganisation als gegeben hin
  • Regelt, wie einzelne Aufträge abgearbeitet werden sollen
    • definiert Arbeitsprozesse (bspw. Kundenauftrag entgegennehmen)
    • Beschreibt Arbeitsprozesse
      • Personaler Aspekt - Wer? (Stelle, Kenntnisse, Kapazitäten)
      • Räumlicher Aspekt - Wo)
      • Zeitlicher Aspekt - Wann? (Reihenfolge, Zeitpunkt)
      • Ressourcenaspekt - Womit? (Arbeitsmittel, Beschaffung, Lagerung)
      • Inhaltsaspekt / Input und Ergebnisse - Was wird für die Bearbeitung als Input benötigt? Was ist das Ergebnis?
    • Arbeitsprozesse erstrecken sich über viele Stellen der Aufbauorganisation

Mitarbeiterführung

  • Mitarbeiter beurteilen
  • Gehaltsverhandlungen führen
  • Arbeitsanweisungen erteilen
  • Urlaubsanträge genehmigen
  • Mitarbeiter weiterbilden
  • Arbeitszeugnisse schreiben
  • Mitarbeiter beraten
  • Arbeitsergebnisse prüfen
  • Mitarbeiter auswählen, einstellen
  • Kündigungsgespräche führen
  • Mitarbeiter motivieren

Verantwortungsvolle Unternehmensführung

Corporate Governance / Corporate Social Responsibility (CSR)

  • verschiedene, teils konkurrierende Richtlinien
    • wie Geschäfte abschließen, dokumentieren
  • Beispiele
    • Deutscher Corporate Governance Kodex
    • Sarbanes-Oxley-Act USA
    • Transparency International Business Principles
  • Herausforderungen
    • Regeln erfordern umfangreiche Dokumentation
    • Regeln sind nicht notwendigerweise konsistent untereinander

Aufgabenanalyse vs. Aufgabensynthese

Aufgabenanalyse:

  • Zerlegung von Aufgaben: Komplexe Aufgaben werden in kleinere, handhabbare Teile zerlegt.
  • Ermittlung von Teilaufgaben: Identifikation der einzelnen Schritte, die zur Erreichung eines Ziels erforderlich sind.
  • Detaillierung: Präzise Beschreibung und Dokumentation der einzelnen Teilaufgaben.
  • Strukturierung: Systematische Anordnung der Teilaufgaben nach bestimmten Kriterien (z.B. nach Prozessschritten, Abteilungen, Ressourcenbedarf).

Aufgabensynthese:

  • Zusammenführung der Teilaufgaben: Die zerlegten Teilaufgaben werden wieder zu einer Gesamtaufgabe zusammengefügt.
  • Zuweisung von Verantwortlichkeiten: Bestimmung, wer für die Durchführung der zusammengeführten Aufgaben verantwortlich ist.
  • Koordination: Sicherstellung, dass die zusammengeführten Aufgaben effizient und effektiv zusammenwirken.
  • Ressourcenzuordnung: Verteilung der notwendigen Ressourcen (Zeit, Personal, Budget) auf die Aufgabenpakete.
  • Optimierung der Abläufe: Anpassung und Verbesserung der Prozesse zur Steigerung der Effizienz und Effektivität.

Produktion

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Produktionstheorie

Ziel der Produktionstheorie ist die funktionalen Zusammenhänge zwischen der Menge
der eingesetzten Produktionsfaktoren und der damit hergestellten Produkte aufzuzeigen

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langfristige Produktionsprogrammplanung

Produktionsportfolio Produktionsverfahren Fertigungstiefe Kapazitätsrahmen
Rahmenplanung Grundsatzentscheidung zum Fertigungstyp Grundsatzentscheidung Rahmenplanung
Produktarten, -mengen Manufakturbetrieb, Massenfertigung Eigenerstellung, Zulieferer Betriebsmittel, Stammpersonal

Fertigungstypen

Einzelfertigung

  • Beispiel
    • Spezialmaschinenbau
    • Anlagenbau
    • Handwerk

Mehrfachfertigung

Massenfertigung
  • Beispiel
    • Baumaterial
    • Kohleförderung
    • Chip-Produktion
    • Zigaretten
Sortenfertigung
  • Beispiele
    • Ziegeleien
    • Sägewerke
    • Blechwalzwerke
    • Textilproduktion
Serienfertigung
  • Beispiele
    • Automobilindustrie
    • Möbelindustrie
    • Computerfertigung
Chargenfertigung
  • Beispiele
    • Chemie
    • Pharmaindustrie
    • Weinbau

Kuppelproduktion

  • Beispiele
    • Petrochemie
    • Metallverhüttung
    • Schlachthöfe
    • Schafzucht

Produktionsablaufplanung - Arbeitsvorbereitung

  • Als Input dienen Materialstücklisten, Konstruktionszeichnungen, Beschreibungen, Erfahrungswissen der Mitarbeiter, etc...

Planungen

Strukturplanung
  • Abhängigkeiten ermitteln
  • Reihenfolge der Bearbeitungsschritte festlegen
Zeitplanung
  • Festlegung aller Dauern inkl. Vor-/Nachbereitung
Kapazitätsplanung
  • Optimierung der Auslastung
  • Vermeidung von Engpässen

Resultat: Arbeitsplan

Smart Factories

Smarte Objekte steuern und überwachen den Produktionsprozess kollaborativ

Nutzung IoT

Materialwirtschaft

Überblick

  • Befassung mit der wirtschaftlichen Beschaffung und Lagerung von Material, welches bei der Leistungserstellung benötigt wird
  • Logistik ist eng verknüpft
    • Verbindung zu Produktion und Absatz
    • In manchen Darstellungen auch Teil der Logistik

Ziele der Materialwirtschaft

Qualitätsziele

  • Anforderungen an die Eigenschaften der Güter

Kostenziele

  • Sicherstellung einer kostengünstigen Produktion

Sicherheitsziele

  • Gewährleistung der Versorgung von Produktion und Absatz

Liquiditätsziele

  • Aufrechterhaltung der betrieblichen Liquidität

ABC-Analyse zur Optimierung der Materialwirtschaft

  • Einteilung der Materialien in Kategorien
    • A: hoher wertmäßiger (meist geringer mengenmäßiger) Verbrauch
    • B: mittlerer Verbrauch
    • C: geringer wertmäßiger (meist hoher mengenmäßiger) Verbrauch

Wie funktioniert die ABC-Analyse

  1. Verbrauchswerte bestimmen (V = Menge x Preis)
  2. prozentualen Anteil am Gesamtverbrauchswert ermitteln
  3. Materialien absteigend nach prozentualem Anteil sortieren
  4. Einteilung in Kategorien
    • A: Alle Materialien so lange die Summe ihrer Werte < 80% ist
    • B: nächste Materialien bis Summe 90% erreicht ist
    • C: Rest

Ergebnisse der ABC-Analyse

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Materialbeschaffung

  1. Lieferantenwahl
  2. Festlegung der Beschaffungsart
  3. Beschaffungskonditionen
  4. Bestelloptimierung
  5. Festlegen der Bestellart

Arten

  • Beschaffung im Bedarfsfall - Auftragsfertigung
  • Vorratshaltung - Handel, Serienfertigung, Verbrauchsmaterial
  • Just-in-time Belieferung - Automobilindustrie
  • Kanban-Beschaffung - Pull-Prinzip, Feste Menge durch vorgegebene Behälter, dezentrale Steuerung

Bestellmengenoptimierung

Rechnerisch

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Optimale Bestellmenge:
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weitere Einflüsse

  • Kosten, die durch fehlendes Material auftreten
    • im schlimmsten Fall Produktionsstillstand

→ Sicherheitsbestände

Bestellpunktverfahren

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Absatz und Marketing

Absatzwirtschaft und Marketing sind wichtig

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Marketing

Marketing heißt, das Produkt gezielt auf Kundennutzen hin zu entwickeln und zu vermarkten

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Informationsbeschaffung

  • Marktforschung und Marktsegmentierung
    • potenzielle Zielmärkte identifizieren (am besten auch quantifizieren)
    • Segmentierungen erfolgen unter anderem nach:
      • Geografie
      • Verbrauchertyp
      • Sozialmilieu
        • Beispiel: image_197.png

Instrumente der Absatzwirtschaft

Produktpolitik

  • Gestaltung der Produktpalette
    • Produktgestaltung
    • Nutzendefinition
    • Markenpflege
    • Verpackung
    • Kundenservice
    • Produktlebenszyklus
      • image_198.png
    • Produktprogrammgestaltung
      • in welche Produkte investieren
      • welche Produkte aufgeben
      • ist Produktmix zufriedenstellend?
      • wo mehr Marktforschung?
      • wann müssen neue Produkte marktreif sein?

Kontrahierungspolitik

  • Festlegung von Preisen und Konditionen

Distributionspolitik

  • Auswahl von Vertriebswegen
  • Absatzlogistik

Kommunikationspolitik

  • Werbung
  • Verkaufsförderung
  • Öffentlichkeitsarbeit