# Betriebliche Funktionsbereiche ## Lernziele 1. Begriffe [Unternehmensführung](#unternehmensf-hrung-im-berblick) und [Management](#managementinstitutionen) erläutern können 2. [Aufgaben Management](#managementaufgaben) und jeweilige Ebene nennen, allgemeinen [Managementzyklus](#managementprozesse) beschreiben 3. [Aufgabenanalyse und -synthese](#aufgabenanalyse-vs-aufgabensynthese) beschreiben 4. [Unterschied Aufbau- und Ablauforganisation](#aufbauorganisation-vs-ablauforganisation) beschreiben 5. Varianten der [Aufbauorganisation](#bestandteile-und-grundbegriffe-der-aufbauorganisation) nennen, skizzieren 6. zentrale Aufgaben & Fragestellungen der Produktionswirtschaft 7. Wesentliche Begriffe der [Produktionswirtschaft](#produktion) nennen und beschreiben können 8. Ziele und Aufgaben der [Materialwirtschaft](#materialwirtschaft) beschreiben 9. [ABC-Analyse](#abc-analyse-zur-optimierung-der-materialwirtschaft) sowie [Bestellmengenberechnung](#bestellmengenoptimierung) durchführen 10. Ziele und Aufgaben des [Marketings](#marketing) beschreiben 11. Wichtige Instrumente der [Absatzwirtschaft](#instrumente-der-absatzwirtschaft) beschreiben 12. Elemente der [Produktpolitik](#produktpolitik) und [Produktlebenszyklus](#produktpolitik) beschreiben ## Unternehmensführung im Überblick - Umfasst alle zur Steuerung eines Unternehmens notwendigen Aufgaben, die nicht unmittelbar ausführend sind - Hauptfunktionen - Planen & Kontrollieren - Koordinieren - Führen - ![image_183.png](image_183.png) ## Managementinstitutionen - Unternehmensleitung - Geschäftsführung oder Vorstand, oft nach funktionalen Zuständigkeiten aufgeteilt - CEO (Chief Executive Officer) - CFO (Chief Financial Officer) - COO (Chief Operating Officer) - CHRO (Chief Human Resources Officer) - CTO (Chief Technology Officer) - CIO (Chief Information Officer) - Verkaufsleiter - Mittlere Führungsebene (Middle-Management) - z.B. Bereichs- und Werksleiter - Abteilungsleiter (Steuerung der untersten Führungsebene) - Untere Führungsebene (Lower-Management) - z.B. Teamleiter, Gruppenleiter - Meist vorrangig mit der direkten Steuerung der ausführenden Tätigkeiten betraut ## Managementprozesse ### Phasen des Managementprozesses ![image_184.png](image_184.png) ### Planungshorizonte des Managementprozesses | Merkmal | strategische Planung | taktische Planung | operative Planung | |-----------------------|-----------------------------------------|----------------------------------|-----------------------------------| | Fristigkeit | 5 Jahre und mehr | 2-5 Jahre | max. 1 Jahr | | Unsicherheitsgrad | extrem | hoch | gering | | Datenprognose | vorw. qualitativ
grob strukturiert | quantiativ
grob strukturiert | quantitativ
fein strukturiert | | Kapazitätsveränderung | ja: Rahmenplanung | ja: Detailplanung | Nein: Kapazität = Datum | | Zuständigkeit | Unternehmensleitung | mittlere Führungsebene | untere Führungsebene | ### Zielsetzungen je nach Planungshorizon | Parameter | Taktische Planung | Operative Planung | |---------------------|-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------|----------------------------------------------------------------------------------------------------| | Planungsziel | Optimierung langfristig wirksamer Kapazitäten | Feinplanung auf der Basis der gegebenen Kapazitäten | | Planungszeitraum | mehrere Jahre (Dauer der Kapazitätsbindung) | maximal ein Jahr | | Planungsgegenstände | Struktur des Produktions- und Absatzprogramms
Stammpersonalkapazität
Betriebsmittelkapazität
langfristige Lieferverträge etc. | Bestellmengen
Einzelaufträge
Maschinenbelegung
Eigentransport oder Fremdtransport etc. | | Erfolgsmaßstäbe | Einzahlungen und Auszahlungen (aufgezinst oder abgezinst) | Ein- und Auszahlungen, Erlöse, Kosten, Deckungsbeiträge | ## Managementaufgaben ## Konzeptionelle Aufgaben ### Leitbild und Marke - Erstellung einer Unternehmensphilosophie und/oder eines Unternehmensleitbildes - Herausarbeitung einer "Marke" ### Ziele - Festlegung und Kaskadierung der Unternehmens- und Abteilungsziele - **Formalziele** - Gewinn - Rentabilität - Produktivität - Wirtschaftlichkeit - Unternehmenswert - **Sachziele** - Leistungsziele(bspw. Verkaufsquoten) - Finanzziele (bspw. Liquidität) - Mitarbeiterbezogene Ziele (bspw. Zufriedenheit) - Gesellschaftsbezogene Ziele (bspw. Sponsoring, "Carbon Footprint") ## Organisation - Ziel: Erhöhung der Effizienz durch Ordnung und Standardisierung ### Aufbauorganisation vs Ablauforganisation | **Aufbauorganisation** | **Ablauforganisation** | |-----------------------------------------------------------------|-------------------------------------------------------------------------------------------| | **Struktur und Stabilität** | **Gute Abläufe und Dynamik** | | Beschreibt hierarchischen Aufbau | Zerlegt Prozessketten in Teilschritte | | Zerlegt Unternehmen in "Stellen" mit ODER ohne Leitungsfunktion | Ordnet Teilschritte "Stellen" zu, die aus unterschiedlichen Teilen der AufbauOrg. stammen | | | Plant und optimiert die zeitliche Abfolge der Schritte | ### Bestandteile und Grundbegriffe der Aufbauorganisation #### Stelle (Inkl. Stellenbeschreibung) - Zugeordnete Aufgaben - Benötigte Kompetenzen - Einordnungsort in der Hierarchie - Mehrere Mitarbeiter können einer Stelle zugeordnet werden #### Instanz - Stelle mit Leitungsbefugnis - Gegensatz _ausführende Stellen_ - Besteht aus mehreren Stellen und einer Instanz - Kann geschachtelt werden - Abteilung / Gruppe / Mitglieder #### Leitungsspanne und Leitungstiefe - **Leitungsspanne** - Anzahl Stellen pro Instanz - **Leitungstiefe** - Anzahl der Hierarchieebenen ![image_185.png](image_185.png) #### Ein- vs. Mehrlinienorganisation ![image_186.png](image_186.png) #### Funktionale und Spartenorganisation im Vergleich - ![image_187.png](image_187.png) - Meistens in der Praxis Mischformen, da keine "perfekte" existiert - Matrixorganisation: ![image_188.png](image_188.png) ### Bestandteile und Grundbegriffe der Ablauforganisation - Nimmt Aufbauorganisation als gegeben hin - Regelt, wie einzelne Aufträge abgearbeitet werden sollen - definiert Arbeitsprozesse (bspw. Kundenauftrag entgegennehmen) - **Beschreibt Arbeitsprozesse** - Personaler Aspekt - _Wer? (Stelle, Kenntnisse, Kapazitäten)_ - Räumlicher Aspekt - _Wo)_ - Zeitlicher Aspekt - _Wann? (Reihenfolge, Zeitpunkt)_ - Ressourcenaspekt - _Womit? (Arbeitsmittel, Beschaffung, Lagerung)_ - Inhaltsaspekt / Input und Ergebnisse - _Was wird für die Bearbeitung als Input benötigt? Was ist das Ergebnis?_ - Arbeitsprozesse erstrecken sich über viele Stellen der Aufbauorganisation ## Mitarbeiterführung - Mitarbeiter beurteilen - Gehaltsverhandlungen führen - Arbeitsanweisungen erteilen - Urlaubsanträge genehmigen - Mitarbeiter weiterbilden - Arbeitszeugnisse schreiben - Mitarbeiter beraten - Arbeitsergebnisse prüfen - Mitarbeiter auswählen, einstellen - Kündigungsgespräche führen - Mitarbeiter motivieren ## Verantwortungsvolle Unternehmensführung ### Corporate Governance / Corporate Social Responsibility (CSR) - verschiedene, teils konkurrierende Richtlinien - wie Geschäfte abschließen, dokumentieren - Beispiele - Deutscher Corporate Governance Kodex - Sarbanes-Oxley-Act USA - Transparency International Business Principles - Herausforderungen - Regeln erfordern umfangreiche Dokumentation - Regeln sind nicht notwendigerweise konsistent untereinander ## Aufgabenanalyse vs. Aufgabensynthese ### Aufgabenanalyse: - Zerlegung von Aufgaben: Komplexe Aufgaben werden in kleinere, handhabbare Teile zerlegt. - Ermittlung von Teilaufgaben: Identifikation der einzelnen Schritte, die zur Erreichung eines Ziels erforderlich sind. - Detaillierung: Präzise Beschreibung und Dokumentation der einzelnen Teilaufgaben. - Strukturierung: Systematische Anordnung der Teilaufgaben nach bestimmten Kriterien (z.B. nach Prozessschritten, Abteilungen, Ressourcenbedarf). ### Aufgabensynthese: - Zusammenführung der Teilaufgaben: Die zerlegten Teilaufgaben werden wieder zu einer Gesamtaufgabe zusammengefügt. - Zuweisung von Verantwortlichkeiten: Bestimmung, wer für die Durchführung der zusammengeführten Aufgaben verantwortlich ist. - Koordination: Sicherstellung, dass die zusammengeführten Aufgaben effizient und effektiv zusammenwirken. - Ressourcenzuordnung: Verteilung der notwendigen Ressourcen (Zeit, Personal, Budget) auf die Aufgabenpakete. - Optimierung der Abläufe: Anpassung und Verbesserung der Prozesse zur Steigerung der Effizienz und Effektivität. ## Produktion ![image_189.png](image_189.png) ### Produktionstheorie > Ziel der Produktionstheorie ist die funktionalen Zusammenhänge zwischen der Menge > der eingesetzten Produktionsfaktoren und der damit hergestellten Produkte aufzuzeigen ![image_190.png](image_190.png) ### langfristige Produktionsprogrammplanung | **Produktionsportfolio** | **Produktionsverfahren** | **Fertigungstiefe** | **Kapazitätsrahmen** | |--------------------------|-----------------------------------------|-------------------------------|---------------------------------| | Rahmenplanung | Grundsatzentscheidung zum Fertigungstyp | Grundsatzentscheidung | Rahmenplanung | | _Produktarten, -mengen_ | _Manufakturbetrieb, Massenfertigung_ | _Eigenerstellung, Zulieferer_ | _Betriebsmittel, Stammpersonal_ | ### Fertigungstypen #### Einzelfertigung - _Beispiel_ - Spezialmaschinenbau - Anlagenbau - Handwerk #### Mehrfachfertigung ##### Massenfertigung - _Beispiel_ - Baumaterial - Kohleförderung - Chip-Produktion - Zigaretten ##### Sortenfertigung - _Beispiele_ - Ziegeleien - Sägewerke - Blechwalzwerke - Textilproduktion ##### Serienfertigung - _Beispiele_ - Automobilindustrie - Möbelindustrie - Computerfertigung ##### Chargenfertigung - _Beispiele_ - Chemie - Pharmaindustrie - Weinbau #### Kuppelproduktion - _Beispiele_ - Petrochemie - Metallverhüttung - Schlachthöfe - Schafzucht ### Produktionsablaufplanung - Arbeitsvorbereitung - Als Input dienen Materialstücklisten, Konstruktionszeichnungen, Beschreibungen, Erfahrungswissen der Mitarbeiter, etc... #### Planungen ##### Strukturplanung - Abhängigkeiten ermitteln - Reihenfolge der Bearbeitungsschritte festlegen ##### Zeitplanung - Festlegung aller Dauern inkl. Vor-/Nachbereitung ##### Kapazitätsplanung - Optimierung der Auslastung - Vermeidung von Engpässen #### Resultat: Arbeitsplan ### Smart Factories > Smarte Objekte steuern und überwachen den Produktionsprozess kollaborativ > > Nutzung [IoT](5_TheImpactOfTechnologyOnTheStarbucksExperience.md#internet-of-things-iot) ## Materialwirtschaft ### Überblick - Befassung mit der wirtschaftlichen Beschaffung und Lagerung von Material, welches bei der Leistungserstellung benötigt wird - Logistik ist eng verknüpft - Verbindung zu Produktion und Absatz - In manchen Darstellungen auch Teil der Logistik ### Ziele der Materialwirtschaft #### Qualitätsziele - Anforderungen an die Eigenschaften der Güter #### Kostenziele - Sicherstellung einer kostengünstigen Produktion #### Sicherheitsziele - Gewährleistung der Versorgung von Produktion und Absatz #### Liquiditätsziele - Aufrechterhaltung der betrieblichen Liquidität ### ABC-Analyse zur Optimierung der Materialwirtschaft - Einteilung der Materialien in Kategorien - A: hoher wertmäßiger (meist geringer mengenmäßiger) Verbrauch - B: mittlerer Verbrauch - C: geringer wertmäßiger (meist hoher mengenmäßiger) Verbrauch #### Wie funktioniert die ABC-Analyse 1. Verbrauchswerte bestimmen (V = Menge x Preis) 2. prozentualen Anteil am Gesamtverbrauchswert ermitteln 3. Materialien absteigend nach prozentualem Anteil sortieren 4. Einteilung in Kategorien - A: Alle Materialien so lange die Summe ihrer Werte < 80% ist - B: nächste Materialien bis Summe 90% erreicht ist - C: Rest #### Ergebnisse der ABC-Analyse ![image_191.png](image_191.png) ### Materialbeschaffung 1. Lieferantenwahl 2. Festlegung der Beschaffungsart 3. Beschaffungskonditionen 4. Bestelloptimierung 5. Festlegen der Bestellart #### Arten - Beschaffung im Bedarfsfall - _Auftragsfertigung_ - Vorratshaltung - _Handel, Serienfertigung, Verbrauchsmaterial_ - Just-in-time Belieferung - _Automobilindustrie_ - Kanban-Beschaffung - _Pull-Prinzip, Feste Menge durch vorgegebene Behälter, dezentrale Steuerung_ ### Bestellmengenoptimierung #### Rechnerisch ![image_192.png](image_192.png) Optimale Bestellmenge: ![image_193.png](image_193.png) #### weitere Einflüsse - Kosten, die durch fehlendes Material auftreten - im schlimmsten Fall Produktionsstillstand **→ Sicherheitsbestände** ### Bestellpunktverfahren ![image_194.png](image_194.png) ## Absatz und Marketing ### Absatzwirtschaft und Marketing sind wichtig ![image_195.png](image_195.png) ### Marketing > Marketing heißt, das Produkt gezielt auf Kundennutzen hin zu entwickeln und zu vermarkten ![image_196.png](image_196.png) ### Informationsbeschaffung - **Marktforschung** und **Marktsegmentierung** - potenzielle Zielmärkte identifizieren (am besten auch quantifizieren) - Segmentierungen erfolgen unter anderem nach: - Geografie - Verbrauchertyp - Sozialmilieu - Beispiel: ![image_197.png](image_197.png) ### Instrumente der Absatzwirtschaft #### Produktpolitik - Gestaltung der Produktpalette - Produktgestaltung - Nutzendefinition - Markenpflege - Verpackung - Kundenservice - Produktlebenszyklus - ![image_198.png](image_198.png) - Produktprogrammgestaltung - in welche Produkte investieren - welche Produkte aufgeben - ist Produktmix zufriedenstellend? - wo mehr Marktforschung? - wann müssen neue Produkte marktreif sein? #### Kontrahierungspolitik - Festlegung von Preisen und Konditionen #### Distributionspolitik - Auswahl von Vertriebswegen - Absatzlogistik #### Kommunikationspolitik - Werbung - Verkaufsförderung - Öffentlichkeitsarbeit